Friden Flexowriter
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Hersteller: | Friden Corp. (IBM) |
Typ: | Flexowriter |
Baujahr: | ab ca. 1955 |
Technik: | elektromechanische Typenhebelschreibmaschine |
Eigentlich handelt es sich um eine von der IBM hergestellte elektrische Schreibmaschine. Diese wurde von der Firma Friden um eine Lochstreifenleser/-stanzer-Kombination erweitert und als automatisches Textverarbeitungssystem vermarktet. Das Titelbild der Bedienungsanleitung zeigt eine strahlende Sekretärin, die sich freut, mit einem Lochstreifen einen ganzen Stapel Briefe geschrieben zu haben. Es gab diese Maschinen auch mit einem Doppel-Leser: Von einem Leser wird dann der Brieftext gelesen, und per Steuercode wird auf den zweiten Leser umgeschaltet und von dort die zugehörige Adresse. Später nannte man so etwas 'Mailmerge'.
Ein anderes wichtiges Feature war die Möglichkeit, gedrückte Tasten per Kabel herauszuführen bzw. gleichfalls per Kabel die Typenhebel oder den Lochstreifenstanzer anzusteuern. Das führte dazu, daß die Flexowriter bei den meisten (amerikanischen) Computern in den 50er und der ersten Hälfte der 60er Jahre als Peripheriegerät insbesondere als Konsolmaschine verwendet wurden, so auch beim LGP-30 im Computermuseum. Erst ab Mitte der 60er wurden sie dann von den Teletypes verdrängt.
Noch mal von vorne etwas größer
Man beachte auch das hübsche Bonbon-Rosa, die typische von sexueller Correctness noch nicht angekränkelte Mädchenfarbe.
Das hat's gebracht: Der Anschluß zur großen weiten Welt!
Die Ansteuerung der Magnete geschieht aber parallel und mit 148 V Gleichspannung.
Der Flexowriter am LGP-30
Die Tastatur in der Realität
Oberhalb der Tastatur gibts es einige Tasten, um den Lochstreifenleser/-stanzer zu steuern. Das weiße Rechteck in der Mitte ist eine Lampe, die aufleuchtet, wenn der Rechner eine Eingabe erwartet. Der Taster ganz rechts oben startet den Rechner, wenn die Eingabe beendet ist. Damals kam noch niemand auf die Idee, eine Eingabe mit der Wagenrücklauftaste abzuschließen, die bei heutigen Tastaturen mittlerweile 'Enter' oder 'Eingabetaste' heißt.
Der RISC
Wieviele Befehle braucht Herr von Neumann um einen Compiler zu
implementieren?
Ich weiß es nicht. Der LGP-30 braucht 16.
Wieviele Adressierungsarten?
1
Stack?
Das hat meine Mutter noch nie gekocht.
Assembler?
Etwas für Weicheier. Jede der weißen Tasten erzeugt einen
Code, der einem Maschinenbefehl entspricht. A wie Addition, S wie
Subtraktion, P wie Print usw.
Fazit: Alles geniale ist einfach.
Was ist denn ASCII?
Dieser neumodische Kram wurde erst ca. 1963 genormt. Davor bastelte sich jeder Gerätehersteller seinen eigenen Code. Hier ein Ausdruck des gesamten Zeichensatzes. Man sieht, daß sehr viel Wert auf eine schöne Ausgabe gelegt wurde: Mehrfarbdruck, Groß-Kleinschreibung konnte das Studentenwerk Stuttgart erst zwei Jahrzehnte später.
Und übrigens: Eine 1 kann man in der Stuttgarter Zeitung auch heute noch nicht von einem kleinen L unterscheiden. Deshalb wurde sie bei Friden bereits im Jahr 1958 wegrationalisiert ;-)